Andere Sterne über Unguja
Ich habe am letzten Abend auf Unguja meine Alpha 65 und mein Stativ geschnappt, um den Sternenhimmel auf der Südhalbkugel aufzunehemen. Dazu bin ich vorher schlichtweg nicht gekommen, weil es auf unserer Urlaubsinsel Motive in Hülle und Fülle gab. Aber ohne es wenigstens versucht zuhaben, wollte ich dann doch nicht auf die Nordhalbkugel zurückkehren.
Über die Aufnahmen selbst habe ich mir keine großen Gedanken gemacht, denn als passionierter Hobbyastronom hat man die Kameraeinstellungen für Himmelsaufnahmen ja schließlich im Hinterkopf. Der Sternhimmel selbst ist mehr als imposant und protzt mit unglaublicher Vielfalt. Die Sterne sind natürlich andere, als bei uns in Deutschland. Und die, die wir auch in der nörlichen Hemissphäre sehen, leuchten hier an ganz anderen Positionen. Das Band der Milchstraße, dass für uns meist senkrecht vom Horizont zum Himmelspol emporsteigt, schwebt hier über uns.
Auf Unguja gibt es, wie überall zwischen den Wendekreisen, keine Dämmerung. Es wird fast übergangslos dunkel und das jeden Abend zur gleichen Zeit, denn wir haben (fast) Tag-Nacht-Gleiche. 700 Kilometer südlich des Äquators stehe ich somit zu öffentlich-rechtlicher deutscher Tatortzeit in völliger Dunkelheit am indischen Ozean. Alle Kameraeinstellungen stimmen (ISO 1600, Brennweite 16mm, Automatik und Auto-Fokus aus manuell, Blende auf 3,5 und Belichtungszeit auf 20sec.). Also Kamera auf das Stativ, nach oben geschwenkt und Feuer frei! Ich schieße an die 20 Aufnahmen, die auf dem kleinen Display meiner Sony Alpha auch alle super aussehen. Erst als ich die Aufnahmen vergrößert anschaue, mache ich ein langes Gesicht: Die Sterne sind alle Ellipsen und auch noch ziemlich lange.
Was ist passiert? Zweifellos war die Belichtungszeit zu lang. 20 Sekunden haben bislang immer super funktioniert, was also läuft schief?
Es dauert einen Moment und ein Safari Bier, bis es klingelt: 20 Sekunden funktionieren so um den fünfzigsten Breitengrad gut, was mit dem Erdumfang und der daraus resultierenden Rotationsgeschwindigkeit zusammenhängt. Hier dreht sich die Erde aber um das 1,6-fache schneller!
Die Bilder, die Ihr hier seht, sind mit 13 Sekunden belichtet, was immer noch nicht ideal ist, aber unseren Milchstraßenarm gerade noch abbildet.
Was mich, neben dem gewaltigen, mir nur von Sternkarten bekannten Himmel besonders beeindruckt, ist unser Nachbarstern Alpha Centauri, der hier heller strahlt, als Sirius an unserem Himmel.