Der neue Mond
Nein, ich habe mich nicht verschrieben und wollte eigentlich über den monatlichen Neumond schreiben.
Es verhält sich nämlich so, dass es auf dem Mond etwas Neues gibt. Es handelt sich um ein paar neue Krater, die bislang nicht bekannt waren, wobei ein paar ein wenig untertrieben ist, denn wir reden über ca. 109.000 davon!
Das lässt schon einmal vermuten, dass unsere alten Mondkarten mit bislang 9.137 Kratern, die seit 1919 von der IAU anerkannt wurden, nicht mehr wirklich up to date sind. Sie können das gute Stück aber ruhig hängen lassen, denn der Mond, den wir mit unseren Amateurausrüstungen beobachten, bleibt der, der er immer war.
Woher aber kommen nun die vielen neuen Krater? Hat der Mond jüngst ein massives Bombardement erlebt, welches von uns völlig unbemerkt vonstatten ging? Nein, hat er nicht, denn wenn so viele Kleinkörper auf dem Mond niedergegangen wären, hätte auch die Erde aufgrund ihrer kosmischen Nähe reichlich davon abbekommen. Also keine Panik, die Krater sind alle seit geraumer Zeit da, wir waren halt nur nicht in der Lage, uns so viele davon zu merken. Die ganz kleinen Vertreter haben wir bislang auch schlichtweg nicht gesehen.
Wie aber kommt es, dass wir das jetzt können? Wesentlich dazu beigetragen haben die chinesischen Mondsonden Chang’e 1 undChang’e 2 und die Astronomin Chen Yang mit ihrem Team. Die haben nämlich an der Jilin - Universität in Changchun eine künstliche Intelligenz auf Basis eines lernenden neuronalen Netzwerkes auf die Aufnahmen dieser beiden Sonden angesetzt. Die KI wurde darauf trainiert, Krater anhand bestimmter Merkmale aus den Bilder zu fischen, was diese offensichtlich mit großen Erfolg tat. Zunächst wurde der Algorithmus mit bekannten Kratern quasi angelernt. Einmal losgelassen, lieferte die KI 117.200 Krater auf dem Mond, von denen 109.000 bislang nicht kartographiert waren.
Ein Problem wird es sein, für alle Krater Namen zu finden. Da viele Namen aus der Mythologie schon anderweitig im All vergeben sind und die meisten Berühmtheiten aus der Astronomie auch schon als Namensgeber für Mondkrater verbraucht sind, brauchen wir andere Kraterpaten. Ich schlage deshalb vor, die Namen aller Einwohner des Kreises Stalowowolski in der polnischen Woiwodschaft Karpatenvorland zu nehmen. Nicht weil Polen in der Benennung von Mondkratern unterrepräsentiert ist, denn die haben mit Kopernikus den absoluten Star unter den lunaren Ringgebirgen, sondern weil die in Stalowowolski gerade 109.000 Einwohner haben.