Beteigeuze macht Dampf!
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Orion Das Sternbild Orion, in Stellarium dargestellt. Beteigeuze ist der linke Schulterstern des Himmelsjägers.
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Supernova in M51 2005 Der grüne Pfeil zeigt die 25 Millionen Lichjahre entfernte Supernova in der Whirlpool - Galaxie, der rote Pfeil deutet auf einen Vordergrundstern in unserer Milchstraße.
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Schauen wir uns in klaren Winternächten das Sternbild Orion an, fällt neben der markanten Struktur der Konstellation, der linke, obere Schulterstern Beteigeuze ins Auge. Zum einen ist er recht hell, zum anderen macht seine rötliche Farbe sich deutlich bemerkbar.
Astronomisch betrachtet ist Beteigeuze groß, alt, kühl und vermutlich ein Schrotthaufen von einem Stern. Das Teil hat etwa den 800-fachen Durchmesser der Sonne. Man könnte unseren Heimatstern ca. 500 Millionen mal in Beteigeuze hinein packen. Wäre der rote Überriese im Orion anstelle der Sonne, würde seine Atmosphäre über die Jupiterbahn hinausreichen. Die Erde würde sich innerhalb des Sterns befinden, was eher unvorteilhaft für uns wäre.
Was sein Sternenleben angeht, ist Beteigeuze alt und hat seinen Brennstoff inzwischen weitgehend verbraucht. Und das, obwohl er gerade mal 10 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Das Alter unserer Sonne wird auf 4,6 Milliarden Jahre datiert. Obwohl kühler, als die Sonne, verbrät Beteigeuze seinen Brennstoff sehr viel schneller. Wäre die Sonne ein Rasenmähermotor, hätten wir mit Beteigeuze mindestens einen Schiffsdiesel.
Und der Kumpel hat 2019 ziemlich rüde angekündigt, dass er auch anders könnte, als einfach nur im Nachthimmel rumzuhängen. Der Stern begann sich zu verdunkeln und offenbar schrumpft er auch im Durchmesser. Astronomische Untersuchungen ergaben, dass der rote Riese eine gigantische Staubwolke ins All geschleudert hat. Heute sind sich Astronomen einig darüber, dass Beteigeuze sich in einer Supernova verabschieden wird. Sie geben ihm noch maximal 1,5 Million Jahre, also kosmologisch betrachtet ungefähr übermorgen. Es ist auch möglich, dass der Kumpel bereits explodiert ist. Warum sehen wir das nicht? Wäre der Stern gestern explodiert, würden wir in 625 Jahren davon erfahren. Das ist die Entfernung in Lichtjahren, die zwischen uns und Beteigeuze liegt. Was wir heute sehen, ist vor 625 Jahren geschehen. Ist er also beispielsweise im Jahr 1399 unserer Zeitrechnung hochgegangen, hätten wir im nächsten Jahr an seiner Position ein tolles Spektakel vor Augen. Die Supernova wäre dann das dritthellste Gestirn an unserem Himmel. Heller als die Venus und nur wenig dunkler, als unser Mond. Ich hatte 2005 die Gelgenheit, von der Sternwarte COAA in Portugal eine Supernova in der 25 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M51 zu beobachten. Das explodierte Stern dort war so hell, dass er die Galaxie überstrahlte.
Welche Auswirkungen hätte das auf die Erde? Es sind bereits zahlreiche Untergangspropheten im Netz, die behaupten, die Supernova würde das Leben auf der Erde auslöschen. Ich wette, die Top-Wissenschaftlerin der AfD, Beatrice von Storch, kommt demnächst mit der These um die Ecke, die Vorgänge auf Beteigeuze seien für den Klimawandel auf der Erde verantworlich.
Auf so einen Unsinn kann man nur mir Douglas Adams antworten: Don’t Panic!
Sollten uns die Folgen einer Sternexplosion vom Planeten putzen, müsste Beteigeuze 10 mal näher sein. Die Grenze dafür, dass uns die Strahlung eines solchen Ereignisses schaden zufügt, liegt bei 60 Lichtjahren Entfernung. Orions roter Hauptstern ist aber über 600 Lichtjahre weit weg.
Also keep calm and carry on.
Ärgerlich ist das natürlich für Hersteller von Astronomiesoftware. Die müssen alle ihre Sternkataloge aktualisieren. Und wir müssen Orion nach dem Verlust seiner linken Schulter vermutlich umbenennen. Wahrscheinlich kommen auch die Cancel Culture Pfeifen dann sofort um die Ecke und verlangen, dass alle jemals von dem Sternbild aufgenommenen Bilder korrigiert werden müssen.
Ich würd sagen „Schauen wir mal, dann sehen wir schon.“