Hi Curiosity!
Bevor ich am 5. August gegen 23:00h dem wohlverdienten Tiefschlaf anheim fiel, habe ich noch kurz auf die NASA - Seite geschaut. Dort lies sich ablesen, wo sich Curiosity auf seinem Weg zum Mars gerade aufgehalten hat. Noch rund 250.000 Kilometer waren noch bis zum Roten Planeten zurückzulegen. Als im am Morgen des 6. August unser Büro betrat, hatte der elektronische Marsforscher bereits seit 2 Minuten sein Ziel erreicht. Ich fuhr den Rechner hoch und rief die Seite der NASA auf. Dort gab es eine Liveübertragung aus dem Kontrollzentrum in Pasadena.
Der Rover stand auf dem Mars und sendete ca. 15 Minuten nach der Landung das erste Bild von der Landestelle. Eines der bislang waghalsigsten Mannöver in der unbemannten Raumfahrt hatte einwandfrei funktioniert!
Über die technische Seite wird dieser Tage (überall) woanders mehr als genug berichtet. Deshalb möchte ich hier einen Blick auf die Nacht der Landung im Kontrollzentrum werfen.
Da wurde gezittert, gebangt und gebetet, als die Landeeinheit mit dem Abstieg begann und niemand auch nur irgendwie hätte eingreifen können. Im Augenblick der Landung zeigte sich auf den Gesichtern, abhängig von Übernächtigung und Sitzposition im Kontrollraum, für ein paar Sekunden Ungläubigkeit. Dann, nach den 7 Minutes of terror, wie die automatische Landephase von den beteiligten Wissenschaftlern genannt wurde, brach unbeschreiblicher Jubel aus.
Alle schrien durcheinander, lagen sich in den Armen, lachten in die Kameras und irgendwer würdigte mit seinem dröhnenden Bariton die Landung mit einem schlichten "Holy Shit!".
Nett anzuhören war die anschließende Presskonferenz, während der Journalisten aus aller Welt ihre Fragen an das Curiosity - Team richten konnten.
Eine Reporterin aus Taiwan gab beispielsweise die Frage einer zenhnjährigen Schülerin aus Taipeh weiter. Das Mädchen wollte wissen, wann es Schülern möglich sein würde, den Rover mal über den Mars zu steuern. Die NASA - Leute lächelten mild, wohlwissend, dass sie ihr 2,5 Milliarden Dollar Baby nur sich selbst anvertrauen werden.
Ein anderer Journalist wollte wissen, warum es eigentlich so lange dauern würde, bis der Marsrover den Endpunkt seiner Reise in ein paar Kilometern Entfernung erreichen würde? Antwort eines NASA - Ingenieurs: "Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit Ihrer Familie von hier nach Chicago - und Ihre Familie besteht aus 400 Wissenschaftlern, die jeden Stein und jede Blume entlang des Weges untersuchen wollen!".
Einer der Missionsleiter berichtete, dass er in dieser Nacht zum zweiten Male Vater geworden wäre. Er fühle sich, als hätte er zwei Kinder bekommen.
Auch NASA - Direktor Bolden konnte seine Begeisterung nicht zurückhalten. Warum auch? "Deshalb sind wir die NASA, wir lieben es riskante Dinge zu tun.", lautete (einer) sein(er) Kommentar(e).
Diese Menschen waren letzte Nacht stolz wie Bolle, weil sie der Menschheit ein neues Tor zum Mars geöffnet haben.
Ich will Ihnen mit diesen kleinen Anekdoten sagen, dass auf dem Mars von nun an zwar ein megageiles Stück Technik herumbrezeln wird, dass aber dahinter Menschen stehen, die dem Ganzen ein Gesicht, eine Stimme und so etwas wie Charakter verleihen.
Herzlichen Glückwunsch und viel Glück, auf der Erde genauso wie auf dem Mars!