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Ist da wer?

20.06.2009

Zwei Fragen stellen Menschen immer wieder.

Die Erste: Gibt es einen Gott? Einfache Antwort: Nein!

Die Zweite: Sind wir allein im Universum? Genauso einfache Antwort: Nein!

Da sagt natürlich sofort jeder, der über diese Fragen nachdenkt, dass man so fundamentale Fragen nicht mit einem simplen Ja oder Nein beantworten kann!

Doch! Kann man! Aber warum?

Frage Nr. 1 ist wirklich einfach. Götter gibt es nicht, weil sie nicht da sind.
Hätten wir das schon mal geklärt.

Frage Nr. 2 dagegen ist wesentlich komplexer, weil sie zwar theoretisch längst beantwortet ist, uns aber aus sehr praktischen Gründen alle Nachweise für die Antwort fehlen. Ein echtes Dilemma also.

Dass außer uns anderes Leben in diesem Universum existiert ergibt sich aus zwei Faktoren: Seinem Alter und seiner Größe. Ein dritter Faktor kommt langsam hinzu, nämlich unsere eigenen Beobachtungen.
Aber fangen wir mal bei uns selbst an. Warum gibt es uns eigentlich? Wir halten uns ja, immer gemessen am Grad religiöser Verblendung, für ein mehr oder weniger großes Wunder. Und für einmalig, ist ja klar. Dabei gibt es gar nicht so viel Verwunderliches an unserer Existenz. Es kommen an diesem Ort, zu dieser Zeit einfach nur die richtigen Bedingungen für Leben in der Form Mensch zusammen. Ein Gesteinsplanet, flüssiges Wasser, nette Atmosphäre, richtiger Abstand zum Zentralstern, der im richtigen Abstand zum Schwarzen Loch im galaktischen Zentrum steht, ein paar Riesenplaneten, die uns die meisten Asteroiden und Kometen vom Hals halten und Zeit; davon allerdings sehr, sehr viel. 3,5 Milliarden Jahre, in der die Physik und Chemie dieses Planeten eine nicht beschreibbare Menge an Zuständen, Verbindungen und Systemen in steigender Komplexität hervorgebracht haben, bis wir am vorläufigen Ende dieser Kette zustande gekommen sind. War niemandes Absicht, weil niemand dahinter steckt, aber da sind wir nun mal. 3,5 Milliarden Jahre sind halt unvorstellbar viel Zeit und augenscheinlich genug, um unendlich viele Lebensformen von ständig steigender Komplexität hervorzubringen. Andernfalls wären wir heute auch nicht hier.

Zeit ist also ein wesentlicher Faktor.

Größe auch.

Betrachten wir das heute bekannte Universum, dann haben wir es mit 13,7 Milliarden Lichtjahren Ausdehnung (1 Lichtjahr = 9,5 Billionen Kilometer), 50 Milliarden Galaxien, von denen jede im Durchschnitt aus 50 bis 500 Milliarden Sternen besteht und einer schlichtweg nicht zu beschreibenden Menge anderen Gedöns, wie Gasnebeln, Planeten, Asteroiden, Staubwolken und weiß der Hugo was zu tun. Unsere Sonne mit ihrem Planetensystem ist also einer von mindestens 25 Billionen (25.000.000.000.000) Sternen. Neueste Untersuchungen gehen sogar von 70 Trillionen (70.000.000.000.000.000.000.000) Sternen aus, aber lassen wir das. Schon die schiere Anzahl von Sternen lässt den Schluss zu, dass Bedingungen, wie bei uns durchaus häufiger vorkommen können. Zumal wir seit 1995 entdeckt haben, dass auch andere Sterne von Planeten umkreist werden. 353 dieser sogenannten Exoplaneten sind zurzeit bekannt und es werden ständig mehr. Um den 20,4 Lichtjahre entfernten Stern Gliese 581 kreisen vier Planeten. Einer davon liegt in der sogenannten habitablen Zone, dem Bereich in einem Sonnensystem, in dem flüssiges Wasser vorkommen kann. Leben ist vermutlich nicht die Ausnahme, es dürfte viel mehr die Regel sein!

Warum aber merken wir davon nichts? Wieso kommt nicht mal einer vorbei und sagt "Hi, ich bin der GrxNrjö-Qsrtz vom Planeten NzxTöOkk und wollt euch nur sagen, dass wir da sind! Fröhliche Evolution noch und ich flieg dann mal wieder!"

Passiert nicht, weil es viel mehr voraussetzt, als die schlichte Anwesenheit von Leben. Vor fast 50 Jahren hat der amerikanische Astrophysiker Frank Drake eine Gleichung aufgestellt, mit der sich die Anzahl der technischen intelligenten Zivilisationen in unserer Galaxie, der Milchstraße abschätzen lässt. Verschiedene Modelle kommen auf 15 bis 100 intelligente Zivilisationen in unserer Milchstraße. Das optimistische Modell nimmt an, dass der Abstand zwischen zwei sendenden Zivilisationen, also welchen die aktiv nach anderen suchen, 5000 Lichtjahre beträgt. Und genau da haben wir das Dilemma!

GrxNrjö-Qsrtz müsste zunächst mal verdammt viel höher entwickelt sein als wir, um eine solche Entfernung überbrücken zu können. Nehmen wir mal an, das wäre er und er könnte mit Lichtgeschwindigkeit, also im Sauseschritt durchs All düsen. Selbst dann wäre er 5000 Jahre unterwegs! Und so alt wird bekanntlich kein Schwein. Selbst in Sciencefiction mäßigem Tiefkühlschlaf wäre der Kumpel nach so langer Zeit bestenfalls noch auf einer Gammelfleischparty ein angesagter Gast. Also vergessen wir GrxNrjö-Qsrtz und schauen uns einmal unsere eigenen Versuche an, mit den Anderen in Kontakt zu treten.

Mit Absicht versuchen wir erst seit 1974 andere Welten zu erreichen. Das ist peinlich, aber angesichts technischer Unzulänglichkeit und religiöser Behinderung in den Jahrtausenden davor einigermaßen verständlich. Im genannten Jahr wurde die Arecibo - Botschaft von dem gleichnamigen Radioteleskop aus ins All gesandt.

Arecibo Message, Quelle: Wikipedia
Arecibo Message, Quelle: Wikipedia

Das Arecibo - Signal düst seit 35 Jahren mit Lichtgeschwindigkeit durchs All und ist in Richtung des Sternhaufens M-13 unterwegs. 2009 ist es der Drake - Gleichung zufolge also noch gut 4965 Jahre von einem möglichen Empfänger entfernt. Aber vielleicht sind die Anderen ja viel näher dran und Arecibo ist gerade irgendwo empfangen worden. Selbst wenn der Empfänger umgehend deuten kann, was er da erhalten hat und selbst, wenn er technisch in der Lage ist, uns zu antworten, würden wir frühestens 2044 davon erfahren. Die Antwort benötigt schließlich 35 Jahre für den Rückweg. Auf eine schnelle Antwort brauchen wir kaum zu hoffen.

Vielleicht haben die Anderen auch schon etwas an uns geschickt? Das SETI-Programm (Search for Extraterrestial Intelligence) lauscht mit verschiedenen Methoden, ob jemand versucht, uns zu erreichen. Und die in Rom und Mekka beten, dass SETI nichts hört oder sieht. Denn das wäre für Religionen ein Schlag in die Fresse, um es mal schlicht und deutlich zu formulieren.

Unabsichtlich sind schon länger Signale von der Erde unterwegs ins All. 1896 gelang die erste Funkübertragung auf der Erde. Aus der Zeit um 1900 herum könnten also irgendwelche Morsezeichen von der Erde im All herumgeistern, wohlgemerkt mit jämmerlicher Sendeenergie. Damit könnten wir uns im Umkreis von 110 Lichtjahren bemerkbar gemacht haben. Das erste Bild, welches von der Erde ins All gefunkt wurde, befindet sich heute etwa 73 Lichtjahre von uns entfernt im Weltraum. Ist aber keine besonderes angenehme Visitenkarte, denn es handelt sich um die erste leistungsstarke Fernsehübertragung und die zeigt Adolf Hitler bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin am 01.08.1936. Seither krajohlt der Planet Erde massenhaft Radiowellen aller Art ins All und teilt bunt und schrill sein Dasein mit. Hoffentlich fängt kein zufällig in 5 Lichtjahren Entfernung vorbei fliegender GrxNrjö-Qsrtz vom Planeten NzxTöOkk Fernsehbilder von George W. Bush, Kim Jong-il oder gar Dieter Bohlen auf. Kim und George W. sorgen garantiert für eine galaktische Reisewarnung wegen Blödheit. Aber für Bohlen putzt uns der Empfänger doch krass beleidigt mit seiner Quarks-Mesonen-Bombe vom Planeten. Wenn jemand dermaßen schräg angefaselt wird, wäre das durchaus nachvollziehbar.

Okay, keine Scherze, ist schließlich ein ganz ernstes Thema hier. Wie weit sind wir GrxNrjö-Qsrtz eigentlich schon entgegen geflogen? Ich meine jetzt mal so mit unseren eigenen Raumschiffen? Spätestens hier wird es richtig peinlich für uns Menschen. Erdenmenschen haben es bislang geschafft, sich 1,2 Lichtsekunden weit von der Erde zu entfernen. Mit unbemannten Sonden sind es immerhin 1,5 Lichtstunden. Wenn wir uns die vorher in diesem Beitrag genannten Entfernungen vor Augen führen, ist das quasi nichts. Wir sind definitiv nicht dazu in der Lage, unseren Nachbarn im All irgendwie entgegen zu gehen. Die chemischen Antriebe unserer Raumfahrzeuge reichen bemannt gerade mal bis zum Mond und unbemannt bis zu den Planeten, was allerdings mehrjährige Reisen bedeutet. Voyager 1, das am weitesten entfernte von Menschen gebaute Objekt ist seit 32 Jahren unterwegs und hat es noch nicht geschafft, das Sonnensystem zu verlassen.

Wer immer also behauptet, wir seien allein im Universum, möge sich einfach nur vor Augen führen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, unter den gegebenen Bedingungen und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Fähigkeiten eine andere Zivilisation zu erreichen. Eine Spezies, die so wenig in der Lage ist, das Universum zu bereisen, wie die Menschheit, muss sich nicht wundern, wenn sie auf niemanden trifft. Wenn wir also annehmen, dass wir allein im Universum sind, dann liegt das an uns, nicht am Universum.

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