Wasser und Plasma
17.01.2010
Wasser auf dem Mond? Noch vor ein paar Jahren hätten jeder, der auch nur einen Funken astronomischen Sachverstand besitzt traurig den Kopf geschüttelt. Zunächst einmal, weil der Mond ein knochentrockenes Stück Staub ist und dann, weil jemand so eine dämliche Frage stellt.
Zwei Raumsonden haben in jüngster Zeit klar gemacht, dass der Mond so trocken nun auch wieder nicht ist. Es gibt dort Wasser! Nicht so, wie wir uns Wasser vorstellen, das ist aufgrund der fehlenden Atmosphäre auf dem Mond nicht möglich. Aber in Form von Eis und gebunden im Mondgestein. Das mit dem Mondgestein wussten wir eigentlich schon seit 1969, denn die Proben, die Buzz Aldrin, Michael Collins und Neill Armstrong mitgebracht haben, enthielten ebenfalls Spuren von Wasser. Damals nahm man allerdings an, man habe die Gesteinsproben auf der Erde verunreinigt, denn dass das Wasser vom Mond kam, war nach vorherrschender Meinung ausgeschlossen.
Die NASA Sonde LCROSS und die indische Mondsonde Chandrayaan I liefern nun ein völlig anderes Bild. Auf dem Mond existiert Wasser selbst an Stellen, an denen seine Existenz auch nach heutigem Wissensstand eigentlich ausgeschlossen ist. Um großen Hoffnungen vorzubeugen: Es handelt sich um Spuren von Wasser, die vermutlich im Mondgestein gebunden sind. Erste Analysen gehen von etwa einem Liter Wasser pro Tonne Mondstaub aus. Das ist knochentrocken, aber da! Es wäre damit eine wichtige Ressource, um auf dem Mond Lebensgrundlagen und Treibstoffe herzustellen.
Wobei die Treibstoffe der Zukunft völlig anders aussehen dürften, als das was wir heutzutage in Raketen füllen und tonnenweise abfackeln. Die Ad Astra Rocket Company tüftelt derzeit an einem Plasmatriebwerk. Das Ding funktioniert so ähnlich, wie wir das von den Ionentriebwerken moderner Raumsonden her kennen, erzeugt aber ein Vielfaches an Schub. Etwa die 700-fache Schubleistung gegenüber einem Ionentriebwerk ist schon drin.
Scheint’s, als würden sich die technischen und logistischen Möglichkeiten für interplanetare Raumflüge gerade erheblich verbessern. Wasser auf dem Mond und eine neue Triebwerkstechnologie bringen uns beispielsweise dem Mars theoretisch näher. Die Frage ist, ob wir diese Chance verstehen und ergreifen. In Zeiten, in denen Raumfahrtprogramme eher zusammen gestrichen werden ist das nicht sehr wahrscheinlich.
Dabei müssten angesichts solcher Neuigkeiten bei jedem, auch nur mittelmäßig spinnenden Visionär tausend Lampen angehen. Sind wir bislang davon ausgegangen, für eine Reise zum Mars 180 Tage zu benötigen, wären es mit einem funktionsfähigen Plasmatriebwerk 40 Tage! Das ist natürlich alles noch Zukunftsmusik, weil für einen Flug zum Mars noch ein ansehnliches Paket an Missionsplanung und Raumfahrtechnik entwickelt werden muss, aber mit Wasser auf dem Mond und Plasma im Triebwerk erschließen sich vielversprechende Möglichkeiten. Die zurzeit bestehenden Missionspläne, bei denen es sich hauptsächlich darum dreht, mit chemischen Triebwerken zum Mars zu kommen, können zumindest in der Theorie optimistischer gestaltet werden.
Hoffen wir, dass Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die neuen Chancen erkennen und nutzen. Im Angesicht von Überbevölkerung und Klimawandel auf der Erde, wäre der Aufbruch ins All der nächste logische Schritt für Menschheit. Und wir haben ein Stück mehr von der Fähigkeit erlangt, diesen Schritt zu machen.