Grenzen aus Licht!
15.03.2009
Überall in der zivilisierten Welt leuchtet und strahlt es, dass kaum noch eine Nacht tatsächlich eine Nacht ist. Strassenbeleuchtungen, Leuchtreklamen, Gebäude, Autos, alles leuchtet heller, als jemals zuvor. Niemals zuvor gab es eine derartige Menge an Licht. In den meisten Großstädten sind die Nächte nur wenig dunkler, als die Tage.
Wobei das künstliche Licht in der Nacht für unsere Augen eine Grenze bildet, die uns den Blick auf das tatsächliche Licht verwehrt. Wir können nämlich in den meisten Städten kaum noch Sterne sehen.
Wenn Sie in einer Großstadt wohnen und in einer klaren Nacht von der Stadtmitte in den Himmel schauen, kommen Sie zu der Überzeugung, dass da oben nicht viel los sein kann. Außer ein paar hellen Lichtpunkten und dem Mond gibt es da nichts zu sehen. Und was man nicht sieht, ist auch nicht interessant.
Umfragen haben ergeben, dass 58% der erwachsenen, deutschen Bevölkerung den Unterschied zwischen Sternen und Planeten nicht kennen. Vielen Menschen ist nicht einmal der Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie bekannt. Um Wissen und Wahrnehmung des Weltalls ist es in unserer Gesellschaft nicht besonders gut bestellt.
Woran liegt das?
Die Gründe dafür sind sicher vielfältig und vornehmlich in unserer Schulbildung, Religion und Kultur zu suchen. Betrachtet man diese Faktoren genauer, finden wir das Universum (in und von dem wir leben) eher als bedauernswerte Randerscheinung.
Die beständig zunehmende Lichtverschmutzung verstärkt dieses Phänomen, indem sie uns auch noch den freien Blick auf die Sterne nimmt. Je heller das Licht in den Städten, desto mehr verschwindet der Sternenhimmel aus dem Bewusstsein der Menschen. Heute leben mehr als 50% der Weltbevölkerung in Städten, was dazu führt das 40% der Amerikaner und 20% der Menschen in Europa noch nie mehr als 90% der Sterne am Nachthimmel gesehen haben. Wir kennen nur noch die hellsten Gestirne und unser Bild vom Himmel verblasst immer weiter.
Inzwischen gibt es zahlreiche Inititativen auf Regierungs- und Nichtregierungsebenen, die sich mit der Reduzierung der Lichtverschmutzung befassen. Die slowenische Haupstadt Lubjana ist beispielsweise die erste Stadt, in der eine nach unten abstrahlende Straßenbeleuchtung installiert wurde.
Die amerkanische USGBC (U. S. Green Building Council) hat in der LEED - Richtlinie klare Vorgaben zur Reduzierung der Lichtverschmutzung durch neue Gebäude gemacht, die seit 2005 in Kraft sind.
Im Rahmen des Internationalen Astronomiejahres 2009 gibt es das Dark Skies Awareness - Projekt, das uns ein Stück des verlorenen Himmels zurückgeben soll.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Grenzen aus Licht zu überwinden. Grenzen, die uns den Blick auf unsere kosmische Heimat verwehren und etwas nehmen, das zu uns gehört: Unsere Sterne.