Warum werden die eigentlich nicht geblitzt?
Haben Sie Geld, wenig Punkte und stehen Sie auf Gewitter? Dann treten Sie doch mal in einer beliebigen deutschen Großstadt kräftig auf's Gas- oder Strompedal und fump: Sie bekommen ein Blitzlichtgewitter, wie auf dem roten Teppich bei der Oscar-Verleihung! Das die Nummer allerdings ziemlich teuer wird, können Sie sich aus dem Bußgeldkatalog locker selbst erlesen.
Sterne sind da besser dran. Die können mit bis zu 4.300.000 Kilometern pro Stunde durch die Milchstraße brettern und nix blitzt. Noch nicht mal eine Verwarnung kriegen die! Dabei gibt es eine ganz klare Geschwindigkeitsbegrenzung: Bei 1.980.000 Km/h liegt nämlich die Fluchtgeschwindigkeit unserer Heimatgalaxie. Wer schneller ist, fliegt raus!
In der Astronomie werden solche Objekte als Hyperschnellläufer bezeichnet. Die häufigste Entstehungsursache ist das Zusammentreffen von Doppelsternen mit einem weiteren Einzelstern. Dabei kann es zu einer "Austauschkollision" kommen. Durch das erhebliche Gravitationsgezerre bei solcherlei Begegnungen ersetzt der Einzelstern einen der bisherigen Doppelsternpartner. Der gefeuerte Stern kann dabei erheblich beschleunigt werden und zwar so stark, dass er aus der Galaxie heraus geschleudert wird. Besonders häufig sind solche Begegnungen in Gegenden mit hoher Sternendichte, also dem galaktischen Zentrum oder Sternhaufen beispielsweise.
Ein besonders rasantes Exemplar entdeckten Astronomen der ESO 2015. Der Stern US 708 ist mit den eingangs genannten 4,3 Millionen Stundenkilometern unterwegs. Die Entfernung Erde-Mond legt der kosmische Verkehrsrowdy in weniger als 5 Minuten zurück. Eine "Austauschkollision" kann nicht Ursache sein, dafür ist US 708 viel zu schnell. Die Forschergruppe nimmt vielmehr an, dass US 708 zu einem Doppelsternsystem gehörte, dessen Partner in einer Supernovaexplosion untergegangen ist. Dabei ist genug Energie freigeworden, um dem Ex-Partner einen Megaschubs zu verpassen.